Fünftes World Holocaust Forum

przez Helen Lewis

Am 23. Januar findet im Yad Vashem Memorial Museum in Jerusalem, aus dem Anlass des 75. Jahrestages der Einnahme des KL Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee, das Fünfte World Holocaust Forum statt.

Wjatscheslaw Mosche Kantor

Der Hauptveranstalter der Feierlichkeiten ist, neben dem Yad Vashem Memorial Museum, die Stiftung World Holocaust Forum des russischen Oligarchen Wjatscheslaw Mosche Kantor.

"Von 2005 bis 2009 war er Präsident des Russian Jewish Congress und 2007 wurde er Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, 2008 und 2012 wurde er für dieses Amt wiedergewählt. Er betätigt sich international als Philanthrop und war eines der Gründungsmitglieder der Stiftung World Holocaust Forum (WHF) und des European Jewish Fund. Kantor gehört zu den Großspendern des Holocaust History Museum der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. An der Universität Tel Aviv richtete er ein Center for European Jewish Cultural Studies ein. Er zählt laut der israelischen Tageszeitung The Jerusalem Post (2013) zu den weltweit einflussreichsten jüdischen Persönlichkeiten." - so die deutsche Wikipedia, etwas mehr findet man auf der englischsprachigen Seite.

In dieser "Kurzbiographie" findet man kein Wort über die Versuche seiner Firma Acron, polnische Chemiefabriken zu übernehmen oder wie wird man zum Präsident des Russischen Jüdischen Kongresses.

Noch vor 50 Jahren lebten in Russland mehr als zwei Millionen Juden, heute sind es schätzungsweise 138.000. Die Auswanderung hält an. Aus der "Zeit" Nr. 02/1972: "Während die Iswestija den Zionismus als "eine der gefährlichen Formen des Faschismus" verunglimpft und behauptet, in Israel habe die jüdische Bourgeoisie eine "terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals" errichtet, öffnet Moskau die Tore, um immer mehr Menschen zur Stärkung dieser "Diktatur" freizugeben. Allein im vergangenen Jahr kamen rund 14.000 Einwanderer aus der Sowjetunion in das Gelobte Land – mehr als in den vorangegangenen zehn Jahren. Und in den ersten Wochen dieses Jahres wurde ein neuer Rekord aufgestellt: Pro Tag landeten 200 russische Juden auf dem israelischen Flughafen Lod. Und 100.000, so heißt es in Jerusalem, warten noch auf ein Ausreisevisum".

(Über die Gründe der Auswanderung hat deutsche Presse noch 2016 berichtet.)

Eingeladen sind nach Jerusalem die Staatsoberhäupter und Vertreter mehrerer Länder, auch der Präsident Polens, Andrzej Duda. Ihre Teilnahme bestätigten u.a. der Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die drei Staatsoberhäupter werden dort auch ihre Reden halten dürfen.

Angesichts der Tatsache, dass das Rederecht den Vertretern der Länder eingeräumt wurde, die den 2. Weltkrieg vorbereitet und ausgelöst haben, d.h. der Russischen Föderation - Nachfolger der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland - Nachfolger des Dritten Reiches, hat der Präsident Polens, Andrzej Duda, der bei den Feierlichkeiten nicht reden dürfte, seine Teilnahme kurzerhand abgesagt.

Mehrere verbale Entgleisungen des russischen Präsidenten und der Duma über die Rolle der Polen bei der Judenvernichtung und sogar beim Ausbruch des 2. Weltkrieges, lassen es nur erahnen, was Andrzej Duda in Jerusalem ertragen müsste, ohne sich wehren zu dürfen. Abgesehen natürlich von der "feinen Gesellschaft".

Das israelische Tagesblatt "Haaretz" kritisiert die Veranstalter des Fünften World Holocaust Forum und fragt die lokalen Machthaber nach dem Grund, warum der polnische Präsident bei den Feierlichkeiten nicht reden darf. Israelische Medien berichten unterdessen über breite Unterstützung der Entscheidung Dudas durch die Juden in Polen. Ofer Aderet schreibt weiter, dass sich die Verweigerung dem polnischen Präsidenten des Rederechts nur dann erklären ließe, wenn bei den Feierlichkeiten ausschließlich ehemalige Häftlinge und Historiker sprechen sollten. Yad Vashem erklärte dagegen, dass die Vertreter der von deutscher Besatzung befreiten Länder sprechen werden (!).

Es handelt sich dabei um einen Versuch, Stalin und Sowjetunion von der Schande reinzuwaschen, die der Hitler-Stalin-Pakt dokumentiert, und die ganze Schuld auf die Opfer abzuwälzen. Diese Narration hat in der letzten Zeit an Schärfe zugenommen und lässt nur diese eine Schlussfolgerung zu.

Was soll man dazu sagen?

Wir werden auf jeden Fall das Geschehen beobachten und hoffen, dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sich an dem medialen Polenfeldzug Putins nicht beteiligen wird. Es wäre nämlich eine Katastrophe, nicht nur für Deutschland, das eine führende Rolle in Europa anstrebt, sondern auch für Europa selbst. Die Erinnerung an die Zeit der sowjetischen Besatzung ist im gesamten Osten noch frisch.

Herr Bundespräsident hat nun die Chance, seine am 01. September 2019 in Warschau ausgesprochenen Worte in die Taten umzusetzen: "Wir werden nicht vergessen die Wunden, die Deutschen Polen zugefügt haben, wir vergessen das Leiden der polnischen Familien ebenso wenig, wie ihren Mut zum Widerstand. Wir werden nicht vergessen!"

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